Avalon

Avalon bedeutet der Ort der Äpfel und die Insel Avalon ist die mythische Paradies-Insel, die jenseits des westlichen Ufers liegt, wo man die goldenen, Unsterblichkeit bringenden Äpfel der Göttin finden kann. Die Lady von Avalon regiert die Insel. Sie heißt auch Avallonia, Göttin der Äpfel, der Frucht der Verwandlung. In Legenden war Avalon schon immer ein Ort der Frauen, wo weibliche Werte, Überzeugungen und Erfahrungen geehrt und geteilt werden. Es ist der Platz, an dem die neun Morgenes weilen, jene neun Schwestern, die die Essenz des Weiblichen in der Natur, in den Frauen und im Wetter sind. Heute steht Avalon Frauen und Männern offen, die hierher reisen, um diese zutiefst weiblichen Energien zu erleben. Die Insel Avalon ist auch bekannt als die westliche Insel der Toten. Dorthin werden Seelen innerhalb und außerhalb ihrer Inkarnation zur Heilung ihrer Krankheiten gebracht, und um viele Tode zu erfahren – mental, emotional und manchmal physisch – und um auf ihre Widergeburt zu warten und sie später zu erleben. 

Für viele Jahrhunderte wurde die kleine ländliche Stadt Glastonbury in Somerset, England als physischer Ort der geheimnisvollen Insel Avalon anerkannt. Einstmals vom Wasser umgeben, ist die Landschaft von Glastonbury das außerweltliche Gegenstück zum innerweltlichen Avalon. Wenn wir durch die Wiesen und Felder der Hügel gehen, die Glastonburys heilige Landschaft ausmachen, ist Avalon immer nur einen Hauch entfernt, eine Verschiebung des Bewusstseins, eine Öffnung in eine andere Dimension der Realität, die durch den Schleier erspäht wird. Die Wesenheiten, die Avalon bewohnen, offenbaren sich in den Bewegungen, die wir aus dem Augenwinkel wahrnehmen oder durch die Nebel schimmern sehen, die das geweihte Land mitunter verschleiern. Glastonbury Avalon ist diese einzigartige Verbindung der darunter liegenden physischen und energetischen Landschaft von Glastonbury, die tiefgehend mit der Anderswelt von Avalon verbunden ist, so dass die beiden nicht getrennt werden können. Während Glastonbury einen der am leichtesten erreichbaren Zugänge zu Avalon bietet, wo die Geheimnisse dem Land selbst innewohnen, kann Avalon auch überall anders auf Brigits Inseln gefunden werden – und darüber hinaus überall dort, wo unsere Herzen offen sind für die Lady.

Für viele Menschen sind die Wörter Priesterin und Avalon mit Bedeutung aufgeladen. Sie sprechen von alten, vergessenen Tugenden, von der Kraft der Frauen und dem Feiern unserer Mysterien, von verborgenem, geheimem Wissen, von geweihten Landen, von Feen, von Heiligkeit, Inspiration, Magie, Verzauberung und Offenbarung. Sie sprechen zu einem Anteil in uns als Frauen und Männer, die sich danach sehnen, Bedeutung in unser weltliches Leben zurückzubringen, die nach wahrer Spiritualität dürsten. Einer Spiritualität, die direkt verbunden ist mit dem Land, auf dem wir leben oder in vergangenen Leben gelebt haben. Ländern, in denen wir auf natürliche Weise die Göttin als die Quelle allen Seins geliebt haben. 


Die Fäden, die uns durch unsere Ahnen mit der vorgeschichtlichen in Liebe der Göttin geweihten Priesterinnenschaft in diesem Land verbinden, wurden vor vielen Monden zerrissen, als patriarchale Kräfte begannen, Brigits Inseln unseren neolithischen Vorfahren, die die Göttin liebten, zu entreißen. Als ein Inselvolk, das am westlichsten Rand des großen europäischen Kontinents lebte, waren wir eine der letzten einheimischen europäischen Gesellschaften, die ihre Verbindung zur Göttin und ihren spirituellen Vorfahren verloren. Für tausende von Jahren feierten unsere Gemeinschaften auf diesen Inseln die jahreszeitlichen Zyklen der Göttin, die Bewegungen der Erde, des Mondes, der Sonne und der Sterne am Himmel. Wir erkannten die Göttin als Erde, Wasser, Feuer, Wind und den Raum dazwischen an, als Geberin von Geburt, Leben und Tod. Wir zeigten ihr unsere Liebe und unseren Respekt, indem wir kleine und große Ritualstätten schufen, die ihr und den Ahnen, die aus ihrem Körper geboren worden waren, geweiht waren. Wir bauten riesige Hügel aus Erde und Steinen, die wie ihr Körper geformt waren, wir errichteten einzelne Steine und große und kleine Kreise aus Holz und Steinen, wo wir sie und unsere Ahnen, die vor uns gelebt hatten, ehrten. 


Im Laufe der letzten 5.000 Jahre haben verschiedene patriarchale Kulturen Brigits Inseln betreten. Manche kamen in friedlichen Wellen der Veränderung, andere kamen als Plünderer und Eroberer und brachten Krieg und Zerstörung. Im Laufe der Zeit verwandelten sie das, was wir für eine im Großen und Ganzen friedliche, heidnische, göttinverbundene Gesellschaft halten, in die heutige auseinanderbrechende Bastion der christlichen Religion, die ihren Ursprung nicht in diesem grünen und freundlichen Land und seiner einheimischen Spiritualität hat, sondern in einem heißen, trockenen Wüstenland, das tausende Meilen entfernt im Südosten liegt.

Die Fasern ihres Andenkens sind zerschnitten. Die Tradition ist verloren. Wir können nicht als Tatsache, als Weisheit die wir von unseren Vorfahren empfangen haben, als überliefertes Wissen, das uns durch die Zeitalter weitergegeben wurde, erfahren, wie wir in diesem Land Priesterinnen der Göttin und von Avalon sein können. Es gibt niemanden, der es uns sagen kann. Es gibt einige, die behaupten, einer erblichen Hexenstammlinie anzugehören, aber meines Wissens gibt es keine Erb-Priesterinnen –
noch niemand hat behauptet, genetisch von einem Priesterinnengeschlecht abzustammen. Die meisten spirituellen Frauengemeinschaften, die in den anerkannten Religionen dieses Landes Klöster genannt werden, sind männlichen Göttern und der Keuschheit verpflichtet, keine der Göttin und ihrer wunderbaren Fruchtbarkeit. 


Und doch zeigt sich heute, zu Beginn des 3. Jahrtausends, eine außergewöhnliche Veränderung in der menschlichen Spiritualität, die von der kulturellen Hauptströmung nahezu unbemerkt bleibt. Zehntausende von Frauen und einige Männer reisen quer durch die Welt, besuchen die Ruinen antiker Stätten der Göttin, fahren zu neuen Göttinnen-Tempeln, suchen die Göttin hier und dort und wollen mit anderen göttinliebenden Menschen in Kontakt kommen. Viele dieser Frauen und einige Männer reisen nach Glastonbury auf der Suche nach der Lady von Avalon, ihren Priesterinnen und ihrem Tempel. Um ihrem Ruf zu folgen, legen sie hunderte und tausende von Meilen über das Land und das Meer zurück, reisen zu dem physischen Platz des uralten Avalon, der Glastonbury ist, so als würden sie zu ihrem Ursprungsort zurückkehren, einem Zuhause, wo die Göttin lebt und heute verehrt wird. 

Einstige Priesterinnen, deren Erinnerung durch patriarchale Prägungen getrübt ist, inkarnieren sich und warten darauf, sich an ihre Bestimmung zu erinnern. Manche inkarnieren sich speziell dafür, die Göttin zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder ins Leben zurückzubringen. Wir entwickeln unseren Charakter und unsere Kreativität und helfen mit, das große Erwachen hervorzubringen, indem wir die Gegenwart der Lady in unser tägliches Leben rufen. Der Schleier von Avalon wird immer durchsichtiger bis die Zeit kommt, wenn ihre Paradies-Insel des Friedens und der Liebe wieder aus den Nebeln auftaucht.

Wenn die Fasern der Erinnerung durchschnitten werden, geht viel Gutes verloren, aber es hat auch Vorteile. Alte Gewohnheiten, veraltete Denk- und Lebensweisen, Wissen, das eher übernommen als erlebt wurde, Verhärtungen, Verfälschungen, persönlicher und kollektiver, an überholten Vorgehensweisen festhaltender Widerstand, gehen alle ebenfalls in der Flut des Vergessens unter. Wenn von der physischen Vergangenheit nur noch Gebeine und Steine übrig sind, beginnen wir von neuem zu hören wie die Göttin direkt zu uns spricht, im Wispern des Windes, im Knistern des Feuers, im Donnern der Wellen, im Murmeln der Bäche, in den Felsen ihres Körpers, im Vogelgesang und in den Tierstimmen, in der Stimme unserer Intuition, unserer inneren Lehrerin und direkten Verbindung zur Göttin. Wir fangen an zu hören, wie die Göttin zu uns spricht. Ohne einen menschlichen Vermittler zwischen uns und ihr, ohne einen Priester, der zwischen uns und dem Göttlichen steht, ohne ein Buch, in dem steht, was wir glauben sollen, wer wir sind und wie wir sein sollen, müssen wir alle aus unseren Seelen heraus gegenwärtig wirklich kreativ werden. Wir müssen alle unsere von der Göttin gegebenen Ressourcen der Aufgabe widmen, unsere innewohnende Göttlichkeit auf diesem, ihrem wunderschönen Planeten Erde, ins Leben zu bringen. Wir müssen uns letztendlich wahrhaft inkarnieren. 


Auf dieser Reise der Erinnerung an sie und ihre Priesterinnenschaft beginnen wir damit, zu den Grundlagen des Lebens auf diesem Planeten zurückzukehren. Wir hinterfragen alles, was wir kennen und was uns lieb und teuer ist, um herauszufinden, ob es in der Dunkelheit des Unwissens und in der Helligkeit ihres Lichtes immer noch als wahr erscheint.
Wer ist die Göttin, die wir instinktiv lieben? Wie können wir sie in der heutigen Welt ehren und verehren? Wie gestalten wir Zeremonien, die es uns ermöglichen, ihre Liebe und Weisheit zu erfahren? Wie schaffen wir neue Formen der Spiritualität, anstatt nur deshalb die alten hierarchischen Muster zu wiederholen, weil sie uns vertraut sind, und wir nicht wissen, wie wir es anders machen könnten? In den Industrieländern sind die meisten von uns in patriarchalen Kulturen aufgewachsen – wir sind die Töchter und Söhne unserer Väter und was wir erstreben, ist eingebettet in maskuline Ideale und Werte. Wie erschaffen wir eine neue Welt der Gleichwertigkeit von Frauen und Männern innerhalb der dynamischen, liebenden Matrix der Göttin?
Im Wesentlichen müssen wir alles ausmerzen, was das Leben und die Liebe nicht fördert, und es gibt viele verborgene Fallstricke und viele Fallgruben auf diesem Weg. In der Ersten Spirale werde ich auf einige dieser Themen eingehen, während wir erforschen, was es bedeutet zunächst einmal eine Schwester oder ein Bruder von Avalon zu werden, die ihr/der sein Leben der Göttin weiht. Wir werden uns die persönliche spirituelle Reise einer zukünftigen Priesterin/eines zukünftigen Priesters anschauen und auch, wie wir auf dieser gemeinsamen Reise des Lebens am besten füreinander als Seelen und menschliche Wesen da sein können. Offenkundig habe ich nicht alle Antworten. Ich taste mich so gut es geht voran. Ich bin genau wie du, eine Frau oder ein Mann, die/der die Göttin liebt, die ihren Weg zurück in die Welt macht.